Willkommen zuhause…

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Rückblickend, auch noch nach ein paar Jahren, war meine Zeit in England anstrengend schön. Diese Worte beschreiben es ganz gut, denn neben den vielen schönen Dingen, die ich erfahren, erlebt und auch erlernt habe, musste ich auch die Schattenseiten, die dreckigen Gossen des Lebens wieder kennenlernen. Aber es gehört dazu und es ist meine Entscheidung, wie ich damit umgehe.

Deshalb verbuche ich es als Erfahrung im positiven, wie auch im negativen Sinn. Ich durfte sehr viel über mich lernen und blicke immer noch gern zurück. Die vielen Ausflüge, die wunderschöne Landschaft und auch die englische Sprache werden immer einen wichtigen Part in meinem Leben haben. Ich habe mir bewiesen, dass ich alleine klarkomme, und das im wahrsten Sinne des Wortes.

Zuhause angekommen war es am Anfang natürlich sehr schwer wieder in das Sozialgefüge (m)einer Familie zu finden. Aber auch dass habe ich gemeistert und kann jetzt schreiben, dass ich ein stärkerer Mensch geworden bin.

Ich denke, es ist sehr wichtig Dinge auch alleine anzugehen, denn wenn ich zu mir selbst eine gute Beziehung habe, dann kann ich auch zu anderen wundervolle, bereichernde und tief gehende Beziehungen aufbauen. In diesem Sinne: Traut Euch!

 

Ich glaub mich knutsch ein Elch

Im wahrsten Sinne des Wortes, denn es geht auf Weihnachten zu. Und Ihr glaubt nicht, welchen Exportschlager ich auf dem Platz vor der Kathedrale in Exeter entdeckt habe?

Den Weihnachtsmarkt!

Und zwar einen waschechten Deutschen. Mit Gluhwein, Bratwurst und Co. Alles, was das Herz begehrt. Und das Schöne ist, dass der Weihnachtsmarkt nicht einfach nur nachgebaut wird, nein er wird importiert. Von Deutschen. Scheint ein gutes Geschäft zu sein, denn in England sind die „german christmas market“ schwer angesagt. Ich selbst, bin in der Heimat ja nicht so der Weihnachtsmarkt-Gänger, aber nach fast drei Monaten mit schlechtem Essen, hab ich mich sehr auf eine Bratwurst gefreut.

Das Lustige, für mich war das alles nichts Neues, doch die Spanier sind völlig ausgerastet. Jede freie Minute haben sie auf den Markt verbracht, dabei gab es nichts Neues. Ich musste mich derweil wieder an das Deutsche gewöhnen, denn es war schon sehr komisch inmitten der englischen Sprache, die „harte“ Sprache von den Händlern zu hören. Aber irgendwie war es auch schön die Heimat zu spüren, gerade so kurz vor Weihnachten!

Social Night in Exeter

Endlich haben wir es geschafft! Nachdem ich mehrmals TTPL wegen einem Student Meeting in Exeter angesprochen habe, geschieht nun tatsächlich das Unmögliche. Statt jeden Donnerstag je eine Stunde nach Torquay zu tingeln, treffen sich die Exeter People nun in ihrer „Heimatstadt“. Dies ist sehr praktisch, denn nun können wir uns alle mal richtig kennenlernen und Pläne schmieden für die restlichen Wochen. Schade, dass dies nicht eher passiert ist.

Pub Quiz (sechstes Student Meeting)

Unser sechstes Student Meeting fand in einem Pub in Torquay statt. Und wie es die gute alte englische Tradition verlangt, wurde zu Guiness und Ale auch ein lustiges Quiz gereicht. Die sympathische, ehrliche und fast schon familiäre Gemütlichkeit in den kleinen Pubs kamen bei mir sehr gut an. Kein Wunder, dass die Engländer sehr oft in den Pub gehen, selbst zum Sonntagsessen. Es ist einfach praktisch, nicht zu abgehoben und gesellig. Und im Gegensatz zu den „richtigen“ Restaurants erschwinglich.

Ich war natürlich wieder mit den spanischen Mädels aus Exeter unterwegs und wieder einmal war es gar nicht so leicht, den Pub in Torquay zu finden. Teilweise lag es an der schlechten Wegbeschreibung, aber auch an den spanischen, sturen Temperamenten. Es will wirklich niemand von seinem Standpunkt abweichen und alles wird immer hinterfragt.

Der Super-Gau war dann die Rückreise nach Exeter. Der Pub war nicht im Zentrum von Torquay, wo auch immer die Busse nach Exeter abfuhren, sondern irgendwo im Nirgendwo. Aber ich hatte mir eine Station ausgesucht, die ganz in der Nähe des Pubs war. Nun fing es fürchterlich an zu regnen und vielleicht hat auch der Alkohol die Mädels durcheinandergebracht, aber wir hätten fast Tote bei der Rückfahrt gehabt. Als wir an der Bushaltestelle standen und der Bus zu spät kam, machten sich die Spanierinnen Sorgen, ob wir denn auf der falschen Seite stehen könnten. Und kurz darauf kam auf der anderen Seite der Bus. Es war sogar der Richtige, nur leider fuhr dieser ins Zentrum von Torquay zurück. Die aufgescheuchten „Hühner“ wurden fast vom Auto überfahren, nur um festzustellen, dass es der falsche Bus war. Es heißt ja: Am Ende zählt das Resultat und in diesem Sinne kamen wir alle wieder in Exeter an.

English class

Schon in Torquay hatte ich nach einer Alternative zum Englisch sprechen gesucht und neben der Meet-up Gruppe einen kostenfreien Englisch-Kurs gefunden. Dieser findet in einem Commnity-Center in einer alten Kirche statt und man muss nicht gläubig sein, um daran teilzunehmen. Jeden Dienstag gehe ich also nach der Arbeit zum Englisch-Kurs und es macht richtig Spaß. Ich bin zwar die einzige Deutsche, aber das kann meinem Englisch nur gut tun.

Neben den Englisch-Kursen bietet St.Sidwells (www.stsidwells.org.uk) auch viele andere Aktivitäten an. Ich hätte große Lust gehabt bei dem Stricktreffen mitzumachen, denn ich habe doch extra mein Nadelspiel in meinem Koffer durch den Sicherheitscheck geschmuggelt, aber leider findet dieser immer vormittags statt. So musste ich alleine nadeln und dabei sind ein paar Socken für meine Hostmum zum Abschied entstanden…

Unterschiede No. 2

Die Liste wird immer länger. Mir fallen hier so viele Dinge auf und ich merke: Das Beobachten macht richtig Spaß.

Nutzung Neuer Medien Das die Technik vor keinen haltmacht, ist mir keine neue Vorstellung. Aber ich muss ehrlich gestehen so viele ältere Leute, wie hier, habe ich noch nie mit einem Handy oder Smartphone gesehen. Und ich rede hier von Personen über 70. Allgemein sind die Engländer, was neue Medien angeht sehr gut aufgestellt. Und einer Marke sind sie sehr treu: Apple. Was in Deutschland erst in den letzten Jahren Mode geworden ist, gibt es in England schon lange. Viele Menschen haben hier nicht nur ein Iphone, sondern gleich die ganze angebotene Palette an Apple-Produkten. Dies ist nun mal unsere heutige Gesellschaft, und wenn ich mir die so gewünschte Stabilität schaffen kann, indem ich komplett auf den Apfel setze, dann ist das (m)eine Entscheidung.

Isolation? Dies ist bestimmt kein englisches Phänomen, sondern eher eines der Gesellschaft. Viele Menschen, egal ob Jung oder Alt laufen hier mit Kopfhörern rum. Selbst, wenn sie sich mit Jemanden treffen. Ich konnte eine Szene in einem Café beobachten. Ein Pärchen ist im Begriff zu gehen. Sie will normal schnell auf die Toilette und ihr Partner wartet mit den Kaffees in der Hand. Was macht er? Er steckt sich die Kopfhörer in die Ohren und hört ganze drei Minuten Musik. Vielleicht machen das die Menschen, um nicht einfach nur zu warten. Den es ist ein Unterschied, ob du wartest und Musik hörst oder nur wartest. Player oder Loser?

Tourismus Eine ganz tolle Sache ist hier, wie die Städte, und seien sie noch so klein, mit dem Tourismus umgehen. Hier werden Touristen vorbildlich abgeholt. In der Grafschaft Devon hat fast jede (Klein)Stadt eine sehr informative und übersichtliche Website, die designtechnisch fast alle auf dem neuesten Stand sind. Somit wird es Touristen leicht gemacht, sich während ihres Aufenthaltes zu informieren. Ob man dann mit dm Bus dorthin kommt wo man möchte, ist eine andere Sache. Ein Beispiel aus Exeter: Das City Council betreibt nicht nur ein Museum, indem der Eintritt frei ist, sondern organisiert auch noch kostenfreie Städte-Touren. Die Red Coat Guided Tours sind wirklich zu empfehlen (http://www.exeter.gov.uk/index.aspx?articleid=668).  Die Touren werden vom City Council organisiert, aber durch Volontäre durchgeführt. Meist sind dies Rentner, die gerne etwas Geschichte wiedergeben möchten und so hat jede Tour ihren eigenen Charme.

RAMM (sechstes Student Meeting)

Da in dieser Woche die Nacht der Toten in England zelebriert wird, fiel unser Sechstes Student Meeting für mich aus. TTPL hatte sich entschieden, das Meeting von Donnerstag auf Freitag zu verlegen und in Torquay eine Halloween-Party zu schmeißen. Da ich nun aber leider in Exeter bin und nicht wirklich gut nach sechs Uhr aus Torquay wegkomme, hatte sich das gegessen. Aber ist auch nicht so schlimm, ich mag zwar irgendwie Horrorfilme, aber das Verkleiden und erschreckt werden im „wirklichen“ Leben dann eher nicht. Da ich aber trotzdem Donnerstag freihatte, habe ich mich entschieden das RAMM (Royal Albert Memorial Museum) in Exeter zu besuchen (http://www.rammuseum.org.uk).

Leider war es mir nicht möglich Fotos zu machen, es war zu dunkel und viel zu viel Trouble. Aber da der Eintritt ja frei ist, werde ich noch mal an einem regnerischen Tag hingehen, hoffentlich.

Das Museum wurde vor ein paar Jahren sehr aufwendig restauriert (24 Millionen Pfund!) und erst 2011 wieder eröffnet. So ganz konnte ich den roten Faden nicht ganz erkennen, ich würde es eher als eine Sammlung bezeichnen. Falls Ihr Lust habt, schaut mal auf der Website (http://www.rammuseum.org.uk/visiting-us/what-youll-find) vorbei, dann könnt ihr Euch einen Überblick verschaffen.

Die aktuelle Ausstellung war recht interessant, weil es irgendwie etwas mit meiner Arbeit zu tun hat. Es wurden Plakate gezeigt, die im Ersten Weltkrieg das Volk „motivieren“ und junge Männer davon überzeugen sollten, ihrem Land zu dienen. Alle Plakate waren handgezeichnet, wie es zu dieser Zeit üblich war und hatten, trotz oder gerade wegen des bedrückenden Inhaltes, eine sehr starke Wirkung.

Danach ging es weiter mit der Geschichte rund um Exeter und Devon. Und dann wurde es ein wenig komisch, denn plötzlich befand ich mich in einem Raum, indem die Steinzeit thematisiert wurde. Es wurde dort ein Film gezeigt, indem der Besucher die Veränderungen in der Landschaft nachvollziehen konnte. Eine Etage höher konnte ich dann Tausende von Präparaten von Insekten, Vögeln, Schmetterlingen, Muscheln usw. begutachten, bevor ich dann in verschiedene Räume kam, die die Weltkulturen thematisierten. Und nach den Weltkulturen kamen die großen Tierpräparate. Und wenn ich schreibe groß, meine ich groß. Neben einem Eisbären, den ich mir größer vorgestellt hatte, konnten ich einen Elefanten und eine Giraffe begutachten. Übrigens wurde die Giraffe Gerald getauft.

Im Großen und Ganzen ist das Museum echt sehenswert, denn ich habe noch nie so eine breite Palette an Informationsvermittlung gesehen. Und es ist sehr gut gemacht. Bunt, fröhlich, interaktiv und mit viel Platz in alten „Gemäuern“ – so macht entdecken Spaß. Vielleicht werde ich bei meinem zweiten Besuch eine Arbeitskollegin mitnehmen, denn sie hat vor ein paar Jahren als Grafikerin im RAAM gearbeitet. Da gibt es bestimmt einiges zu erzählen.

Nach meinem Besuch im RAMM habe ich mich auf einen Kaffee mit den Spaniern getroffen. Es waren diesmal andere. Denn wie ich schon geschrieben habe, bei TTPL gibt es im Moment nur Spanier oder Deutsche. Und komischerweise sind mehr Spanier in Exeter. Aber so langsam frage ich mich, ob das wirklich gut geht, denn wir haben doch sehr unterschiedliche Mentalitäten.

Old Firehouse

Für dieses Wochenende hatte ich mich mit den spanischen Mädels verabredet. Was ich leider nicht wusste: Für Spanier beginnt der Tag erst am Nachmittag. Also habe ich am Vormittag verblich auf eine Nachricht gewartet und stattdessen mein Zimmer aufgeräumt und meine Wäsche gewaschen.

Gegen fünf waren die Mädels dann so weit, sich Gedanken über den Abend zu machen. Wir trafen uns am Quay (Hafen) und wollten eigentlich dort gerne etwas essen, aber leider war kein Platz zu finden. Also sind wir in die Stadt und haben uns dort umgeschaut. Dies ist übrigens typisch für die spanischen Mädels, keinen Plan haben und schauen, ob sich etwas ergibt.

Letztendlich ist Laia noch eingefallen, dass es ganz in der Nähe eine Art Studentenkneipe gibt „The Old Firehouse“. Wir waren gegen sieben Uhr da. Ein Glück für uns, denn ab acht zahlt man dort Eintritt. Es war ein sehr schöner Abend mit dem Standard-Guinness und zwei übergroßen Pizzen. Eine Pizza ist eigentlich für drei Leute gedacht und wir drei haben zwei verdrückt. Obwohl ich „nur“ vier Stücke essen konnte, bevor ich fast geplatzt bin. Laia und Cristina haben jeweils sieben verspeist. Aber Laia hatte mich gewarnt, Spanier oder Katalonier können sehr viel essen. Aber wie bleiben sie dann so schmal?

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http://www.oldfirehouseexeter.co.uk

Exeter Cathedral

Exeter Cathedral

Da ich den Abend zuvor ein bisschen später ins Bett gekommen war, habe ich den Sonntag zum Ausschlafen genutzt. Ich hatte mir für diesen Tag vorgenommen, die Kathedrale in Exeter zu besuchen. Und diese ist für Besucher sowieso erst ab halb eins zu besichtigen, weil vorher ein Gottesdienst stattfindet.

Die Kathedrale liegt eigentlich fast mitten in der Stadt und ist auch von meiner Arbeit nicht weit entfernt. Wenn es warm ist, kann ich auf dem Vorplatz meine Mittagspause verbringen, mit gefühlten tausend anderen, die die gleiche Idee haben. Der Platz ist sehr schön und trotz der Massen auch irgendwie ruhig. Die Kathedrale bildet den Mittelpunkt und drum herum sind nette, hübsche Geschäfte in alten historischen Häusern. Insgesamt ein stimmiges Ambiente.

Das Ticket ist relativ teuer mit ungefähr 6 Pfund, aber ich habe festgestellt, dass generell die Eintrittsgebühren hier teuer sind. Man muss aber dazu sagen, dass viele Dinge kostenfrei sind.

Von außen wirkt die Kathedrale, die übrigens mit offiziellen Namen „The Cathedral Church of St Peter“, sehr mächtig. Von innen ist es noch mal eine ganz andere Hausnummer. Das Langhaus (Hauptschiff) wirkt durch das Fächergewölbe enorm groß. Die Kirche besitzt das längste ununterbrochene Gewölbe der Welt mit einer Länge von ca. 100 Metern. Ich wusste in den ersten Momenten gar nicht, wo ich als hinschauen sollte. Auf der rechten Seite der Kathedrale kann der Besucher eine astronomische Uhr aus dem 14 bis 16. Jahrhundert bewundern. Leider konnte ich kein Foto machen, da es sehr dunkel in dieser Nische war. Was ich einwenig traurig fand, war, dass die Orgel gerade restauriert wurde. Somit konnte ich kein komplettes Bild vom Innenraum machen. Aber auch so muss ich sagen, war der Besuch sehr schön. Auch wenn ich nicht religiös bin, Kirchen haben etwas ganz Besonderes.